Öffnung von Pflegeheimen ins Quartier – was ist wichtig?

Beim ersten Treffen der Stadtteilvernetzer in 2018 waren wir im Anna Haag Mehrgenerationenhaus in Bad Cannstatt zu Gast.  Wir diskutierten über die Öffnung von Pflegeheimen ins Quartier. Kurzreferate kamen hierzu von Frau Hoffmann vom Anna Haag Mehrgenerationenhaus und von Frau Dinkelacker-Strika und Frau Krauß vom DRK Seniorenzentrum “Haus im Sommerrain”. Beide Häuser betreiben eine aktive Quartiersarbeit.

Die folgenden Punkte kristallisierten sich in der Diskussion als wichtige Voraussetzungen heraus, damit eine Öffnung in den Stadtteil gelingt. Sie können Pflegeheimen und lokalen Netzwerken als Anregung dienen:

  • Es braucht Räume, die Begegnungen ermöglichen wie bspw.  ein nachmittägliches Haus-Café, einen Raum für Sport, Bastel- oder IT-Angebote, ein Eingangsbereich mit einer “Lounge” oder einem “Marktplatz”
  • regelmäßige Veranstaltungen für Hausbewohner/innen und Bürger/innen aus dem Quartier: z.B. Sportangebote, die ein lokaler Sportverein anbietet; Gottesdienstangebote seitens der örtlichen Kirchengemeinden; Stadtteilfrühstück; IT-Handy-Schulung usw.
  • Veranstaltungs-Highlights wie bspw. eine Theateraufführung, ein Musical, entweder von externen Anbietern oder als Koproduktion von Heim und Quartierseinrichtungen
  • Öffentlichkeitsarbeit: die Bürgerinnen und Bürger im Quartier müssen über die Aktivitäten des Heims informiert sein. Schwellenängste müssen abgebaut werden (“Darf man als Externer ohne pflegebedürftige Angehörige überhaupt in das Heim hinein” – das fragen sich in der Praxis nicht wenige Bürger)
  • Offenheit auf Seiten des Pflegeheims, aber auch auf Seiten der  Bürger/innen: beide Seiten müssen neugierig aufeinander sein
  • einen Treiber bzw. Katalysator, der die Öffnung vorantreibt, sehr kommunikativ und umgänglich ist
  • Viele Ehrenamtliche – ohne die geht es nicht
  • Geld – denn eine Öffnung ins Quartier kostet etwas. Räume, Begegnungen, Schulungen, kulturelle Highlights, Öffentlichkeitsarbeit, – all das will finanziert sein. Herr Schlegel von der Samariterstiftung zählte einige mögliche Finanzierungsquellen für die Quartiersarbeit auf: u.a. Eigenmittel des Trägers, Fördermittel aus Landes- und Bundesprogrammen, Entgelte für die Quartiersarbeit (setzt sich als Modell nicht wirklich durch), Gründung einer Stiftung (so hat es die Samariterstiftung gemacht indem sie die Stiftung Zeit für Menschen samt Tochterstiftungen gründete), Sozialhilfe, Baugenossenschaften als mögliche Partner (siehe die Aktivitäten von hiesigen Baugenossenschaften im Rahmen des Vereins Integrative Wohnformen), die Kommune.
    Es zeichnet sich ab, dass die Kommune und damit auch die örtliche Politik ganz zentrale Akteure sind, wenn es um eine Öffnung der Heime nach außen geht. Quartiersarbeit und deren Finanzierung müssen von Heimträgern, aber auch von der Bürgerschaft, auf die örtlichen Agenda des Gemeinderats und der Lokalverwaltung gesetzt werden.

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“Unser Espan” – Bad Cannstatter Quartier mit eigener Aktionsgemeinschaft und Webseite

Der ESPAN ist ein Stadtteil, der im Osten Bad Cannstatts liegt. Dort haben sich viele Vereine, Institutionen und Bürger zur “Espaner Aktionsgemeinschaft” zusammengefunden, um sich gemeinsam für die Lebensqualität im Quartier einzusetzen. Begleitet und koordiniert wird die Initiative von der Generationen- und Quartiersmanagerin im Anna Haag-Mehrgenerationen-
haus
. Dieses Haus setzt bewusst auf eine Quartiersstrategie als dritte Säule des Haus-Konzeptes (neben der intergenerativen und inklusiven).

Auf der neuen Webseite der Aktionsgemeinschaft unser-espan.de kann man sich über den Stadtteil, die Initiative und Aktuelles informieren. Kern des Online-Angebots ist ein Veranstaltungskalender, der die Termine ganz unterschiedlicher Anbieter aus den Reihen der Espaner Aktionsgemeinschaft zusammenträgt.

Ein solcher Veranstaltungskalender wäre für viele Stadtteile wichtig. Häufig ist es doch so, dass jede Kirchengemeinde, jeder Verein, jede Einrichtung einen eigenen Kalender macht und für Bürger kein Überblick über alle Angebote im Stadtteil existiert. Obwohl ein solcher “Stadtteilkalender” das Zusammengehörigkeitsgefühl eines Quartiers stärken könnte.

Vernetzung im Heusteigviertel durch KUGEL

“KUGEL – Kulturen.Gemeinsam.Leben” – so heißt das neue Vernetzungsprojekt des Internationalen Bundes in Stuttgart, das vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge drei Jahre lang gefördert wird, bis Herbst 2019.

Wofür steht KUGEL? “Gezielte Angebote sollen zu einem nachbarschaftlichen und solidarischen Miteinander im Heusteigviertel und den anliegenden Stadtbezirken beitragen”. Jeder kann mitmachen. Geplant sind z.B. Lesungen, Vorträge, Elternfrühstück, Erzählcafés, Sportangebote, Filmabende und vieles mehr. Weitere Ideen können jederzeit eingebracht werden.

Mitte Februar wurde das Projekt offiziell eröffnet und viele Gäste und Vereinsvertreter aus dem Heusteigviertel und drumherum haben ihre Kooperationsbereitschaft mit KUGEL zum Ausdruck gebracht. Auch die Stadtteilvernetzer waren bei der Auftaktveranstaltung dabei.

Daniel Link, der Sozialraummanager des Projekts, stellt KUGEL auch in einem Workshop im Rahmen der “Internationalen Wochen gegen Rassismus” vor, die im Kulturzentrum Forum 3 stattfindet. Am Donnerstag 16.3.2017 von 14 -17 Uhr ist die kulturelle Vielfalt im Quartier das Workshop-Thema: welche Herausforderungen gibt es? Welche Wünsche haben die Bewohner/innen? Der Workshop lädt zum gemeinsamen Austausch und auch zum Vernetzen ein.

Blaues Sofa in Gablenberg

Der Bürger-Verein “Unsere Schlößlestraße e.V.” wandert derzeit mit einem blauen Sofa durch Gablenberg. Im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungen und Themen soll das Sofa ein Ort der Begegnung werden, wo Informationen ausgetauscht und die Nachbarschaft in Gablenberg gepflegt wird. Eine gute Idee und ein mögliches Transferprojekt.

Mehr Infos finden Sie in dem folgenden Presseartikel:
http://www.stuttgarter-wochenblatt.de/inhalt.ost-ein-sofa-wandert-durch-gablenberg.bbaa1c6b-8566-43d7-a5f5-c8a8e528af43.html

und im Flyer der Initiative
blaues-sofa-gablenberg

 

 

Kunst im Quartier (I) – Hürden und gute Beispiele

Beim Treffen der Stadtteilvernetzer am 21. Juni 2016 in der Alten Kelter in Stuttgart-Vaihingen kamen über zwanzig Interessierte zusammen, um über “Kunst im Quartier und in der Quartiersvernetzung” zu diskutieren.

Der erste Input kam von Harald Marquardt, dem Vorsitzenden des Vereins Kultur am Kelterberg Vaihingen e.V.. Sein Verein hat den Auftrag, sich mit dem Stadtbezirk zu vernetzen, explizit in der Satzung stehen, so dass es von vornherein eine starke Ausrichtung des Vereins auf das soziale Umfeld gibt, im Unterschied zu vielen anderen Kunsträumen und -initiativen in unserer Stadt.

Laut Herrn Marquardt sind folgende Aspekte wichtig, um erfolgreich im und mit dem Quartier Kunst zu machen:

  • Präsenz und Aktivitäten im Stadtteil (u.a. Teilnahme an Stadtteilfesten, Arbeit mit Schulen, Kunstaktivitäten im und für den öffentlichen Raum)
  • Kontakte zur lokalen Politik (Bezirksbeirat) und zur Stadtverwaltung
  • Suche von und Kontaktpflege mit Sponsoren. Hierbei ist es wichtig, auch Eigenmittel in geplante Projekte einzubringen. Die Erfahrung zeigt:  ist ein Teil des Geldes für ein Projekt schon vorhanden, wird dies vom Sponsor honoriert und die Summe entsprechend komplettiert. Eigenmittel erwirtschaftet der Vaihinger Verein u.a. durch eine jährliche Tombola mit Kunstwerken als Hauptgewinne, die von  Vereinskünstlern erstellt wurden, aber auch attraktiven und handsignierten “Nietenblätter”, die zwischenzeitlich als Sammlerstück begehrt sind
  • gute und verlässliche Arbeit der Vereinsmitglieder und Künstler des Vereins. Das soziale Umfeld muss sich darauf verlassen können, dass die Arbeiten und Beiträge des Vereins auch inhaltlich auf gutem Niveau sind
  • Eigenarbeit: der Verein kann und sollte da Hand anlegen, wo er gebraucht wird.

Defizite und Verbesserungsmöglichkeiten sieht Harald Marquardt noch bei folgenden Punkten, wenn es um Kunst im Quartier geht:

  • Künstler sollten stärker in die Stadtplanung einbezogen werden, – und zwar von Beginn an, nicht erst, wenn Entscheidungen schon gefällt sind. Gerade in den Vororten fehlt es an klaren Sichtachsen, was ihre städtebauliche Qualität und damit auch Lebensqualität reduziert
  • Etats für “Kunst am Bau” gibt es zum Teil nicht mehr, – eine Tradition, die wiederbelebt werden sollte
  • Vor Ort in den Stadtbezirken muss über die Rolle von Kunst, und gerade auch von zeitgenössischer Kunst, stärker diskutiert werden. Wenn alles abgerissen wird, was in neuerer Zeit gebaut und gestaltet wurde, – was bleibt dann von der zeitgenössischen Kunst übrig?
  • Es braucht noch mehr Treffpunkte für Kunst
  • Die Suche nach Sponsoren muss immer weitergehen

Aus einer anderen Situation heraus als der Vaihinger Verein am Kelterberg agiert das Netzwerk FUKS- die Freien Unabhängigen Künstler Stuttgart – eine offene Denk-, Austausch- und Handlungsrunde für zeitgenössische Aktionen/Bildende Kunst in Stuttgart. Hier haben sich freie Künstler ohne feste Anbindung an einen bestimmten Kunstraum, Bezirk und Sponsor zusammengeschlossen, aber mit der Bereitschaft und dem Ziel, stärker in den Stadtteilen und Vororten Stuttgarts aktiv zu werden. Und Menschen zur Kunst zu bringen, die normalerweise nichts mit Kunst “am Hut haben”. Sehr erfolgreich wird dies im Rahmen der Kunst-Aktion “One Night Stand” umgesetzt, die in wechselnden Bezirken stattfindet.

Frau Graf von FUKS sieht folgende Defizite, wenn es um Kunst in Stuttgart und Kunst im Quartier geht:

  • Es fehlen Räume, Räume,Räume, um Kunst zu machen, – vor allem bezahlbare Räume. Die Stadt Stuttgart hat eine neue Webseite erstellt, die Räume für eine kreative Zwischennutzung auflistet. Zusätzlich bräuchte man sicher noch ein Angebot an günstigeren/unentgeltlichen Räumen
  • Es fehlt an der Bereitschaft, Künstlern für ihre Arbeit auch ein Honorar zu zahlen
  • Kunst braucht – auch im Stadtteil – mehr Akzeptanz
  • Kunst muss sichtbarer werden
  • Es bräuchte eine (lokale?) Plattform, wo Künstler mit Sponsoren zusammenfinden
  • “Künstler in Residence” in Quartierseinrichtungen wie Behörden, Schulen, Sozialeinrichtungen usw. könnten die Sichtbarkeit und den Umgang mit Kunst im Quartier verbessern

Frau Mahmens und Frau Wirth vom Verein Zuhause Leben e.V. stellten ihre inklusive Mal-Workshop-Reihe “Wir machen Heslach bunter”, jetzt: “Wir machen Stuttgart bunter” vor. Im Heslacher Generationenhaus treffen sich Menschen mit und ohne Behinderung, Junge und Alte, Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte und vom Rand, um gemeinsam künstlerisch zu arbeiten, und zwar unter professioneller Anleitung. Die Kurse sind unentgeltlich, so dass niemand mit schmalem Geldbeutel  ausgeschlossen wird.

Durch die gemeinsame Arbeit ist die Kunst-Gruppe zusammengewachsen und die Teilnehmer/innen machen die beglückende Erfahrung, selbst etwas zu erschaffen und über eigene Grenzen hinauszuwachsen. Die Mal-Workshop-Reihe ist durch Bilder und Videos gut dokumentiert, – bitte schauen Sie in die Dokumentation auf der Webseite von Zuhause leben e.V. hinein. Im Rahmen einer Vernissage im Generationenhaus Heslach, die sehr gut besucht wurde, erhielten die Kunstwerke der Gruppe eine gebührende Öffentlichkeit. Da die Kunstausstellung noch durch den Bezirk “wandern” soll, d.h. auch in anderen Einrichtungen gezeigt wird, wandert auch das Thema “Inklusion” mit und kann so das Bewusstsein im Stadtteil verändern.

Einen Bericht über unser Stadtteilvernetzer-Treffen finden Sie auch in der Filder-Zeitung vom 23. Juni 2016 und online.

“Soziale Zukunft Wohnquartier” – Altenhilfeträger fordern Quartiersstrategie

Die Samariterstiftung, die Stiftung Liebenau, der Württembergische Evangelische Fachverband für Altenhilfe und die AG katholischer Heime und Einrichtungen der Altenhilfe in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben sich zum Initiativkreis “Soziale Zukunft Wohnquartier” zusammengeschlossen und fordern eine Quartiersstrategie für Baden-Württemberg.

In diese Quartiersstrategie sollen Kommunen, die Wohlfahrtspflege, Wohnungswirtschaft zivilgesellschaftliche Organisationen etc. eingebunden werden. Im Quartier wird die Zukunft gesehen: “Wir brauchen (…) eine Rückbesinnung auf die Handlungskräfte des lokalen Raumes und der dort lebenden Menschen (…). Hierzu ist aber ein grundlegender Paradigmenwechsel hin zu einer konsequenten Sozialraum- und Quartiersorientierung erforderlich. In diesem Sinne müssen alle Akteure, welche die Sozial- und Lebensverhältnisse vor Ort beeinflussen, umdenken und ihr Handeln neu ausrichten.” (Quelle)

Zu diesem Thema gab es auch ein Fachgespräch in Ulm, wo sich ein informelles Bündnis “Soziale Zukunft Wohnquartier” in Baden-Württemberg formierte. Ein zweiseitiges Papier mit Vorschlägen für eine Quartiersstrategie soll an die Politik im Land übermittelt werden:
15_10_02_Vorschläge_Quartiersstrategie_Baden-Württemberg.

Wer beim Bündnis mitmachen möchte, kann mit Herrn Schlegel von der Samariter-Stiftung Kontakt aufnehmen.

Am Bündnis nimmt auch die LAG Soziale Stadtentwicklung teil, die selbst zu einem Netzwerktreffen am 13.11.2015 in Bruchsal einlädt (Der Link zur Einladung: 2015_11 13_LAG 12. Netzwerktreffen_Gemeinwesenarbeit).

Auch auf Bundesebene gibt es Altenhilfeträger, die sich für eine Pflege im Sozialraum einsetzen: Auf der Webseite des Netzwerks “Soziales neu gestalten” finden sich hierzu weitere interessante Informationen.