Gemeinschaftliches Wohnen – Neues aus Möhringen

Das Interesse für gemeinschaftliches Wohnen ist da, – gestern Abend besuchten rund 50 Bürger/innen die gleichnamige Abendveranstaltung in Möhringen, die vom Netzwerk Neue Nachbarschaften organisiert worden war. Das Publikum war überwiegend weiblich und sehr motiviert.

Im offenen Vernetzungsteil des Abends formulierten acht Teilnehmer/innen ein starkes persönliches Interesse am Thema ‘Baugemeinschaften’ und auch das städtische Grundstück, das in Möhringen für Baugemeinschaften zur Verfügung steht, stand im Fokus der Aufmerksamkeit, ebenso wie das Thema “generationenübergreifendes Wohnen”. Wir versuchen nun, aus diesen Interessenten ein Netzwerk zu bilden, das sich selbst organisiert, um im Hinblick auf gemeinschaftliches Wohnen handlungsfähig zu werden.

Welche weiteren Erkenntnisse können wir aus dieser Veranstaltung Stadtteilvernetzern in anderen Stadtbezirken weitergeben?

Die Referenten des gestrigen Abends – Herr Link vom Paritätischen Bildungswerk und eine Vertreterin der Baugemeinschaft “lichtbau” aus Holzgerlingen – zählten mehrere Aspekte auf, die notwendig sind, wenn aus einer Bauinitiative auch ein erfolgreiches Bau- und Wohnprojekt werden soll:

  1. Man benötigt eine aktive Kerngruppe, die ein Projekt forciert. Es gibt viele, die anfangs Interesse zeigen, aber von Dutzenden Interessierten bleibt zumeist nur eine Kerntruppe übrig, auf deren Handeln es ankommt.
  2. Eine Initiative, die Bauwillige zusammenführt,  benötigt Ausdauer, Offenheit für neue Personen und eine gewisse Risikofreude.
  3. Ein Grundstück muss gefunden werden. Oftmals sind hier Kompromisse notwendig, da es den “perfekten Platz” zumeist nicht gibt. Die Finanzierung des Projekts muss sicher stehen.
  4. Die Baugemeinschaft in Gründung braucht eine gute professionelle Begleitung und politische und  administrative Unterstützung seitens der Kommune.
  5. 15-30 Mitmach-Parteien sind nach den Erfahrungen der Genossenschaft “pro…gemeinsam bauen und leben e.G.”  eine gute Zahl für Baugemeinschaften. Sind die Bau-Gruppen kleiner, wächst die Gefahr von internen Konflikten.
  6. Sozial ausgewogene Projekte sollten immer auch Mietwohnungen vorsehen, um Menschen mit weniger Einkommen ein gemeinschaftliches Wohnen zu ermöglichen.

Gemeinschaftliches Wohnen eröffnet auch jenen neue Perspektiven, die einen erhöhten Unterstützungsbedarf haben, seien es Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderungen und Menschen in schwieriger sozialer Lage.

Herr Link stellte die These auf, dass zukünftig immer mehr Menschen das  gemeinschaftliche Wohnen wählen werden, er geht von einem 10%igen Bevölkerungsanteil aus. Jedenfalls bietet das gemeinschaftliche Wohnen die Chance, Hilfsnetzwerke unter den Bewohnern aufzubauen. Entsprechende Hilfsnetzwerke, ob ambulant oder im Rahmen eines Wohnprojekts, werden durch den demografischen Wandel verstärkt notwendig werden.

Gemeinschaftliches Wohnen – Vernetzung von Interessenten im Stadtbezirk

Schon im vergangenen Mai organisierte das Möhringer Bürger-Netzwerk ‘Frisch im Ruhestand’ (das nun “Netzwerk Neue Nachbarschaften” heißt) eine morgendliche Informationsveranstaltung zum Thema ‘gemeinschaftliches Wohnen’ , bei der Frau Gerngroß-Haas, die Sprecherin der “Stuttgarter Plattform für selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnen” in das Thema einführte und Architekt Rudolf das generationenübergreifende Haus Weitblick in Herrenberg vorstellte. Im Anschluss an die Veranstaltung fand sich eine Arbeitsgruppe aus Netzwerkmitgliedern und Gästen zusammen, die das Thema ‘neue Wohnformen’ im Stadtbezirk weiterverfolgen wollte. Es wurde beschlossen, eine größere Abendveranstaltung zu organisieren, die nun am Montag, den 20. Januar 2014, um 19 Uhr, im Bürgerhaus Möhringen, Filderbahnplatz 32, stattfindet.

Herr Link vom Paritätischen Bildungswerk wird einen Vortrag über die Chancen und Herausforderungen des gemeinschaftlichen Wohnens halten, gute Beispiele zeigen und Tipps geben, wie man ein Wohnprojekt im Stadtbezirk erfolgreich initiieren und vorantreiben kann. Dann wird in einem kurzen Statement eine Vertreterin der Baugemeinschaft ‘lichtbau’ aus Holzgerlingen über ihre Initiative berichten, die sich im Planungsstadium befindet. Danach ist die Vernetzung von Bürgern und Bürgerinnen untereinander geplant, die an einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt interessiert sind, und zwar an den Thementischen SeniorenWG/generationenübergreifendes Wohnen/Wohnen innerhalb einer Generation. Auch Wohnbaugenossenschaften und soziale Träger sind zu der Veranstaltung eingeladen.

Mit dem Abend ist also der Versuch verbunden, (Bürger)Netzwerke zum Thema Neues Wohnen im Stadtbezirk und darüber hinaus zu schaffen, in der Hoffnung, dass der Termin um 19 Uhr das Kommen der erwerbstätigen Generationen möglich macht. Ob unsere Erwartungen aufgehen, wird sich zeigen.  Aber es ist ein weiterer Schritt, um der Idee des  gemeinschaftlichen Wohnens in Möhringen noch mehr Öffentlichkeit zu verschaffen.

Neujahrsgruß

Weihnachtsbotschaft
Autor: Bernd Lange
So die richtige Weihnachtsstimmung sollte sich mir im vergangenen Jahr nicht offenbaren. Nein! – mit diesen Worten anzufangen, wird der Zeit, wie ich sie die letzten Wochen erleben durfte, nicht gerecht. Um ehrlich zu sein, fängt meine Weihnachtsgeschichte anders an:
So die richtige Vorweihnachtsstimmung sollte sich mir nicht offenbaren. Ich hatte beschlossen, im letzten Jahr auf den ganzen Weihnachtsrummel ganz und gar zu verzichten. So dieses gesamte Programm, was uns vor Weihnachten, an Weihnachten und nach Weihnachten vorgespielt wird. Um nur ein Beispiel rauszupicken: das in unserer Branche viel zitierte Konsumverhalten. Der Gedankenstress, was alles besorgt werden muss, an Geschenken, an Dingen und Mitteln, die für die Weihnachtstage alle benötigt werden, um dann festzustellen, dass sie nicht notwendig sind. Der Gewissensstress, was alles vergessen worden ist, an was allem gesündigt worden ist, wenn man nachdenklich die Kerzenlichter am Weihnachtsbaum flackern sieht. Der Geschäftsstress, wenn ’zwischen den Jahren’, wie die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr auch gerne genannt werden, all die Geschenke umgetauscht, all die geschenkten Gutscheine eingelöst werden müssen. Er ließe sich beliebig ausbreiten – der Weihnachtsrummel vorher, mittendrin, danach.
Ende August geht es inzwischen üblicherweise schon los, dass wir vehement an die erst Monate später bevorstehenden Weihnachtstage erinnert werden. In den Supermarktregalen tauchen plötzlich neben den Barbecue-Soßen für die anstehende Grillparty erste Lebkuchenherzen auf. Ich mag sie nicht, weder im Sommer gegrillt, noch zur Adventszeit zu einer guten Tasse Tee. Im Oktober schlagen die ersten Glühweinbuden in den einschlägigen Einkaufspassagen der Innenstadtzonen ihre Zelte auf. Ich trinke lieber einen gut gekühlten weißen Tropfen als diese klebrig-roten Heißgetränke, womöglich noch mit obenauf schwimmenden Nelken oder Zimtsternen. Im November dann gibt es gar kein Einhalten mehr, als wäre in den nächsten Wochen an jedem Tag Heiligabend. Welcher Weihnachtsschmuck, welche Weihnachtsdekoration ist dieses Mal angesagt, um dem Tannengrün des Adventskranzes oder des Weihnachtsbaumes, um der braunen Kruste des Festtagsbratens den optisch gelungenen Farbkontrast zu geben? Egal, ob es passt, Hauptsache bunt und schrill, prall und viel. Spätestens dann, mit Beginn der Adventszeit, bin ich ganz ausgestiegen, mental. Aus allen nur denkbaren Lautsprechern dröhnte das ’Alle Jahre wieder…’, schepperten die ’Jingle Bells…’, stürzte das ’Vom Himmel hoch…’ auf mich ein. Schneeflocken waren es keine, es ließ sich durchaus bei moderaten Temperaturen in Hemd und Pullover über den Weihnachtsmarkt gehen, wer wollte.
Und dann war es soweit: Der Tag der Bescherung, lange angekündigt klopfte er wie der Weihnachtsmann an die Tür. Schuldbewusst fühlte ich mich nicht, dass ich all das, was ich gemeinhin nach den gültigen Vorstellungen her machen sollte, nicht gemacht habe. Keine Geschenke verschenkt, keine Grußbotschaften verschickt, keinen Weihnachtsbaum geschmückt, keine klingenden Glocken und Lieder von fallenden Flocken gehört oder gesungen, keine Gans in den Ofen geschoben, keine Nachwehen zur Nachweihnacht erlebt.
Heiligabend sollte dann doch für mich ein Tag der ganz besonderen Bescherung werden. Vielleicht lag es an der Ruhe, an der Zeit, die ich zum Nachdenken fand? Und die mich ein wenig zur Nachdenklichkeit hinführte. Unwillkürlich erwachten Kindheitserinnerungen in mir, an Weihnachten, das seinen Zauber aus den Tagen meiner Kindheit bezog. Ganz flüchtig mit dem leisen Bedauern, dass es so wie früher nie mehr sein würde. Damals war die Vorweihnachtszeit etwas Geheimnisvolles, Erwartungsvolles, Hoffnungsvolles. Schon allein wegen der Geschenke, doch nicht nur. Der Kerzenschein, wenn man abends hinter die Fenster der Wohnungen schaute, die watteweichen Flocken, die im Licht der Straßenlaternen wirbelten, der Duft aus der Küche nach Vanillezucker, Mandeln und Nüssen, das glitzernde Lametta zwischen den Kerzen und Nadeln am nach Tannenwald riechenden Weihnachtsbaum… Und immer das Gefühl, als raschle andauernd jemand mit Geschenkpapier.
Irgendwann ertappte ich mich bei dem Gedanken, ob Weihnachtsbäume, Weihnachtsräume, Weihnachtsträume wirklich wieder das sein können, was ich als Kind damit verbunden habe. Eine Antwort darauf habe ich nicht gefunden, ich gelangte jedoch zur Erkenntnis, dass die Zeit der Besinnlichkeit mir eine gewisse Hoffnung geschenkt hat: Das Geschenk der Erinnerung an einen vergangenen Zauber, der mich innehalten, nachdenken und vielleicht auch ein wenig sehnsüchtig werden ließ. So ein wenig das Gefühl, dass beim Betrachten eines unruhig flackernden Kerzenlichts doch die Ruhe friedlicher Weihnachten erstrahlt ist…
Die Weihnachtstage sind vorbei, die Zeit ’zwischen den Jahren’ ist ebenfalls spurlos an mir vorübergezogen, auch die Schwelle des Jahreswechsels habe ich ohne nennenswerte Schwierigkeiten mutig überschritten. Ein neues Jahr hat begonnen, wie man so hört und liest, hinlänglich mit den Wünschen verknüpft, dass alles ganz anders werden möge als bisher. Auch in diese Klänge mag ich nicht einstimmen. Ich halt’s da gerne mit dem Größten der deutschen Sprache:
“Im Neuen Jahre Glück und Heil!
Auf Weh und Wunden gute Salbe!
Auf groben Klotz ein grober Keil,
Auf einen Schelmen anderthalbe!“
Goethe sei Dank. Und meiner sei Ihnen gewiss, wenn Sie bis hierhin meinen Worten gefolgt sind.
NB.
Ein aufmerksamer Leser wird sich jetzt vielleicht fragen, was will mir der Schreiber dieser Weihnachtsbotschaft nun wirklich sagen. Soll sie jetzt schon, statt im September bereits im Januar, die Vorweihnachtsstimmung einläuten? Oder mögen sie aus dem Gefühl der Ruhe heraus, nach all dem Trubel, der um uns herum tobte, einige Worte des Grußes sein, die jetzt, gerade jetzt Balsam für ein wenig nachdenkliche Muße schenken können.
Ein Schuft, wer Böses dabei denkt: Möge mein Gruß für das neue Jahr, wenn er in dieser Zeit einen Menschen erreicht, nicht untergehen. Sondern so erlebt werden, dass er als Wunsch des Aufwärtsgehens für jeden Tag des Jahres 2014 verstanden und verinnerlicht wird. Auf alle Fälle eine gute Salbe, die wünsche ich uns allen.

Das Theater “Samarskaya Plostschad“ zu Gast im Generationenhaus Heslach

Das Theaterstück „Ich bin ein Hund“ vom Theater “Samarskaya Plostschad” aus der russischen Partnerstadt Samara beruht auf der Erzählung “Der Regenbogen für einen Freund“ von Michail Samarskiy. Der heute 17-jährige Autor, der in Moskau Internationale Politikwissenschaft studiert und unter den jungen Schriftstellern Russlands inzwischen zu den Erfolgreichen zählt, schrieb seine Erzählung über einen Blindenhund bereits mit 13 Jahren. Um seine Geschichte glaubhaft erzählen zu können, hat er sich drei Tage lang unter einer Augenmaske wie ein blinder Mensch bewegt und dabei auch die einzige Blindenhundenschule Russlands in Moskau besucht.

Die Inszenierung des Ein-Personen-Stückes “Ich bin ein Hund“ von Michail Samarskiys Erzählung mit der Intendantin und Schauspielerin Natalya Nosova unter der Regie von Evgeny Drobyshev wurde am 18. Oktober 2012 im Stadttheater von Samara uraufgeführt. Seitdem wird das Theaterstück regelmäßig in Samara gespielt und inzwischen auch in anderen Städten Russlands und in Deutschland aufgeführt. In dieser Zeit hat “Ich bin ein Hund“ mehrere bedeutende Theaterpreise, u. a. in Moskau, gewonnen, und Natalya Nosova wurde im September d. J. vom Oberbürgermeister von Samara, Dimitri Asarov, für ihre ausgezeichneten Leistungen geehrt.

Natalya Nosova in "Ich bin ein Hund"  Foto: Mehmet Werner, Stuttgart
Natalya Nosova in “Ich bin ein Hund”
Foto: Mehmet Werner, Stuttgart

Von der schauspielerischen Leistung der Künstlerin konnten sich die zahlreichen Besucher – sowohl deutsche wie auch russischstämmige – hier in Stuttgart überzeugen. Natayla Nosova spielt darin einen Hund – um genau zu sein, sie verkörperte einen Blindenhund. Das Stück wurde in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln aufgeführt. In die Rolle eines Blindenhundes zu schlüpfen und damit sein tägliches Leben zu erzählen, ist eine bravouröse Herausforderung. Natalya Nosova spielte und erzählte sehr authentisch und mit viel Herzblut, wie ein Blindenhund ausgebildet wird, wie er alte Bürger führt, wie er durch den Tod eines blinden Menschen zu einem 13-jährigen Jungen kommt, der ihn plötzlich mit anderem Namen ruft, wie er von bösen Menschen verschleppt wird, wie er dann für kurze Zeit in der Obhut einer Familie, die mit Katzen lebt, bleibt, bin hin zu dem Schicksal, was aus einem Blindenhund wird, wenn sein Blinder Junge dank einer Operation wieder sein Augenlicht gewinnt.

Einerseits ist “Ich bin ein Hund“ eine bewegende, ja rührige Geschichte, andererseits macht das Theaterstück sehr nachdenklich: Es rückt ins Bewusstsein, wie Menschen mit Behinderung auch heute noch leben und wie es gelingen kann, diese Menschen in unser gesellschaftliches Leben verantwortungsvoll zu integrieren. Natalya Nosova: “Die Problematik unserer behinderten Welt gewinnt in Russland mehr und mehr an Bedeutung. Unser 1. Bürgermeister Dimitri Asarov unterstützt sehr aktiv die Integration Behinderter in unserer Stadt. Im Rahmen des Entwicklungsprogramms ’Wir sind verschieden – wir sind gleich’ fördert Samara eine Reihe von sozialen Projekten. Da war es für uns selbstverständlich, das auch im kulturellen Bereich mitzutragen. Und dies dann aus Sicht eines Blindenhundes zu inszenieren, hebt den Anspruch, den wir an unser Theater stellen, noch hervor.“

Unter diesem Aspekt schließt sich auch der Kreis, dass das Theaterstück “Ich bin ein Hund“ erstmalig in Stuttgart und vor allem im Generationenhaus Heslach aufgeführt wurde. In ihrer Begrüßungsansprache unterstrich die Sozialbürgermeisterin der Landeshauptstadt Stuttgart Isabel Fezer die Bedeutung solcher so genannten Inklusions-Projekte. Ihr liegt dabei besonders am Herzen, dass innerhalb unserer Gemeinschaft alle Menschen als selbstverständliche Mitglieder und Partner zusammenleben und behinderte Menschen in unsere Gesellschaftsprozesse integriert sind. “Durch unsere engen Beziehungen innerhalb der Städtepartnerschaft mit Samara sind soziale und kulturelle Projekte entstanden, die unsere Bevölkerung auf die Probleme, aber auch auf die Chancen und Lösungen von besonderen Inklusionsmodellen sensibilisiert. Dabei leistet das Theater einen wertvollen Beitrag“, so die Botschaft von Isabel Fezer anlässlich der Aufführung von “Ich bin ein Hund“. Und die persönliche Referentin des Oberbürgermeisters von Samara, Anna Samonova, die übrigens in Ludwigsburg Germanistik studierte, stellte mit ihren Begrüßungsworten nochmals die Wichtigkeit dieser und ähnlicher Projekte heraus: “Durch die guten Beziehungen zwischen Samara und Stuttgart stand dem Engagement unseres Theaters und ihrer Intendantin nichts im Wege. Für Dimitri Asarov ist es sehr wichtig, dass das Thema Integration von Behinderten, das uns in Samara sehr beschäftigt, auf diese Weise über den Weg kultureller Aspekte auch über unsere Grenzen hinweg vermittelt wird.“

Da das Thema Integration von behinderten Menschen inzwischen eine globale Aufgabe ist, macht die multikulturelle Begegnung im Generationenhaus Heslach noch wertvoller. Durch das besondere Engagement von Carola Haegele, der Leiterin des Initiativenzentrums im Generationenhaus Heslach (das seit kurzem in Gebrüder-Schmid-Zentrum unbenannt ist), kam es im Rahmen des Deutsch-Russischen Forums zu einem intensiven Kontakt des Körperbehindertenverbandes in der russischen Partnerstadt. Bei ihrem Besuch, der von vielen Gesprächen und Konferenzen zum Thema Inklusion begleitet wurde, war sie u. a. stark von der neu gestalteten Wolga-Promenade beeindruckt: “Über fünf Kilometer Länge wurde ein offener Begegnungsraum geschaffen, der barrierefrei für jeden Menschen zum attraktiven Ort der Geselligkeit am Ufer des wasserreichsten Flusses Europas geworden ist“. Und durch diese Kontakte öffnete sich nun auch der Weg für die Theateraufführung “Ich bin ein Hund“ von “Samarskaya Plostschad“.

Durch die multikulturellen Begegnungen der Künstlervereinigung “NeckArs“, bei denen es hauptsächlich um klassische Musik, um Musiktheater und anspruchsvolle Literatur geht und die intensive Kontakte zu Künstlern auf der ganzen Welt pflegen, konnte Elena Konson, die Erste Vorsitzende des engagierten Vereins “NeckArs e. V.“, ihre eingeladenen Gäste mit einer ganz besonderen Darbietung beglücken. “Es zeigte sich, wie wertvoll es ist, kulturelle Veranstaltungen, die in diesem Falle noch einen wichtigen sozialen Aspekt beinhalten, hier nach Heslach zu bringen. Mit der anschließenden offenen Begegnung aller Besucher mit den Künstlern, dem Ensemble und den offiziellen Vertretern der Stadt Samara konnte der Austausch und das Miteinander unserer Bürger gepflegt und vertieft werden“, mit diesen Worten brachte es Elena Konson auf den Punkt.

“Insgesamt“, so das Fazit von Carola Haegele, “wird mit dieser Veranstaltung einen nachhaltiger Eindruck zum Thema multikulturelle und sozial geprägte Bürgernähe vermittelt.“

Städtepartnerschafts-Theater im Generationenhaus Heslach

Nachbarschaftliche Partnerschaft, die über die Grenzen eines Stadtteils hinausgeht – ja mehr noch, auch weit über die Grenzen Stuttgarts einen bleibenden, nachhaltigen Eindruck hinterlässt… so lässt sich in wenigen Worten eine Theateraufführung der besonderen Art im Generationenhaus Heslach umschreiben. Der Reihe nach:

Samara, eine Millionenstadt im Süden des europäischen Teils von Russland, ist seit mehr als 20 Jahren Städtepartner von Stuttgart. Dank dieser Städtepartnerschaften, die unsere Stadt pflegt, hat sich ein reger kultureller, ja multikultureller Austausch entwickelt.

Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Samara und Stuttgart gastiert jetzt das Munizipaltheater “Samarskaja Plostschad“ am kommenden Sonntag, 1. Dezember 2013, um 17.00 Uhr im Großen Saal des Generationenhauses Heslach.

Aufgeführt wird das Theaterstück “Ich bin ein Hund“ nach der Erzählung “Der Regenbogen für einen Freund“ von Michail Samarskij. Die Erzählung hat der Autor all denen gewidmet, die “leere Augen, aber volle Herzen haben“.

Das Theaterstück “Ich bin ein Hund“, das binnen kurzer Zeit mit einer Vielzahl renommierter Preise bei zahlreichen Festivals ausgezeichnet wurde, wird original in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln aufgeführt. Und mit Natalya Nosova steht eine Hauptdarstellerin auf der Bühne, die bereits schon mehrmals in Stuttgart gastierte, zuletzt Oktober 2012 im Renitenz-Theater im Schauspiel “Wir spielen Bidstrup“.

Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass die Aufführung von “Samarskaja Plostschad“ für die Bürger im Stuttgarter Süden und ganz Stuttgart zu einem der kulturellen Höhepunkte des Generationenhauses Heslach zählt. Und: Da im Rahmen der Städtepartnerschaft das Theaterstück gefördert wird, darf der freie Eintritt als weiteres Geschenk für alle Besucher bewertet werden.

Am Ende soll stehen – so der Wunsch des Veranstalters, des Initiativenzentrums im Generationenhaus Heslach –, dass sich die Besucher nach der Aufführung nicht nur mit vollen Herzen, sondern auch mit gefüllten Augen bei musikalischen und kulinarischen Leckerbissen in lockerer Atmosphäre begegnen und austauschen.

Ein schöner Beitrag für ein gelebtes Miteinander im Quartier.

Adventszauber im Stuttgarter Süden

Adventszauber“Alle Jahre wieder…“ – es ist die Zeit, in der diese Botschaft häufig zu hören ist. Für den “Adventszauber“ auf dem Marienplatz im Stuttgarter Süden gilt dies noch nicht. Das, was sich hinter dem Adventszauber als zauberhaftes Programm verbirgt, findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt.

Vom 30. November bis 7. Dezember 2013 wird der Marienplatz zu einem traumhaft “vorweihnachtlichen Fest“-Platz.

Das Zauberhafte daran ist, dass u. a. viele ehrenamtlich Engagierte aus dem Initiativenzentrum des Generationenhauses Heslach ein buntes, stimmungsvolles und multikulturelles Programm für Jung und Alt gestalten – mit Musik und Singen, mit Theater und Zirkus, mit Tänzen und Märchenerzählungen und … und … und … Ein Blick in das Programmheft zeigt, wie sich der Marienplatz in einen Adventszauberplatz verwandelt.

Konzipiert und umgesetzt ist der Adventszauber aus der Quartiersarbeit im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes “Heslach im Blick“ unter Leitung des Sozial- und Jugendamtes der Stadt Stuttgart. Mit rat- und tatkräftiger Unterstützung des Initiativenzentrums im Generationenhaus Heslach werden dabei auch vielfältige Aktivitäten, Straßenfeste, Feiern und Veranstaltungen für alle Bürgerinnen und Bürger des Stuttgarter Südens ins Leben gerufen. Ziel ist es, alle hier wohnende Menschen einzubinden und am gesellschaftlichen und multikulturellen Leben im Quartier zu beteiligen.

Transferprojekt: Degerlochs Schokoladenseiten

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Und so zeigt sich auch eine ganz besondere Schokolade von ihrer besten Seite: “Degerlochs Schokoladenseiten“ sind in aller Munde.

Stadtschokoladen und Stadtteilschokoladen gibt es in Deutschland inzwischen in rund 120 Gemeinden, die als Fair-Trade-Stadt anerkannt sind – eine Auszeichnung für Kommunen, die sich für die Förderung Fair-Trade-zertifizierter Produkte im Rahmen eines fairen globalen Handels zur nachhaltigen Entwicklung mit sog. Entwicklungsländern einsetzen.

Im Frühjahr 2011 wurde Degerloch als erstem Stuttgarter Stadtbezirk das Siegel “Fairtrade Stadtbezirk“ verliehen. Und damit kam auch die Geburtsstunde für “Degerlochs Schokoladenseiten“ – in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Projekt, das das Prädikat ’fair’ mehr als verdient hat:

  • Einer Kleinbauerngenossenschaft von Kakao- und Schokoladenproduzenten in Ecuador wird ihre Lebensgrundlage gesichert.
  • Vom Anbau über die Ernte bis zur Produktion bleibt die gesamte Wertschöpfungskette in der Verantwortung der bäuerlichen Familien.
  • Der von ihnen angebaute Kakao trägt die international anerkannte ’BIO-Zertifizierung’.
  • Vom Verkauf der Fair-Trade-Schokolade profitiert die Kleinbauerngenossenschaft.

Und auch für die Degerlocher Bürger haben diese Schokoladen einen persönlichen Wert:

  • KünstlerInnen und HobbykünstlerInnen gestalten die Umschlagbanderole mit Bildern, Gedichten und Geschichten.
  • Der Genuss der Schokolade vermittelt ein Stück Lebensgefühl, der stark mit dem Quartiersleben in Degerloch verbunden ist.
  • Und der örtliche Einzelhandel, wie z. B. der Weltladen Degerloch, bietet die Schokolade auf kurzen Einkaufswegen an.

Frau Monika Lockemann, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Weltladen Degerloch, stellte das kollektive Projekt vor. Und sie freut sich über die Erfolgsgeschichte von “Degerlochs Schokoladenseiten“ (zum Nachlesen hier), die bereits über die Grenzen Degerlochs Früchte tragen: Auch mit den “Möhringer Schokoladenseiten“ sind die Bürger auf den Geschmack gekommen.

Transferprojekt: der Degerlocher Kulturkoffer

Was ist ein Kulturkoffer? Das ist ein Koffer voller Utensilien, der in der ambulanten Nachbarschafts- und Altenhilfe eingesetzt wird. Geschulte Ehrenamtliche packen den Koffer und nehmen ihn mit zu ihren Besuchen in Zweier-Teams bei älteren Menschen, um dort mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen: über alte Zeiten, Erinnerungen und ihre heutige Situation.

Den Koffer kann man ganz unterschiedlich packen:

  • mit Gegenständen aus der Geschichte des Stadtbezirks
  • mit Spielen, um vor Ort ein gemeinsames Gesellschaftsspiel zu machen
  • mit Büchern, um vorzulesen
  • mit alten Tonträgern und einem Abspielgerät, um Musik aus vergangenen Zeiten anzuhören
  • mit Handarbeitssachen
  • mit alten Postkarten

und vielem mehr – der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt bzw. nur die, die das Ziel des Projekts vorgibt: mit alten Menschen gut ins Gespräch kommen.

Gepackt wurde ein solcher Koffer zum ersten Mal beim Degerlocher Frauenkreis, der auch zehn Freiwillige im Rahmen von vier Modulen für den kulturellen Besuchsdienst schulte.

Bericht vom Degerlocher Treffen der Stadtteilvernetzer

Nach Möhringen stand nun ein Besuch der Stadtteilvernetzer in Degerloch auf der Agenda, um uns über dortige Vernetzungsaktivitäten zu informieren. Wir waren am 22. Oktober 2013 zu Gast beim Degerlocher Frauenkreis im Helene-Pfleiderer-Haus, hier im schön renovierten Gewölbekeller.

Zuerst stellte Frau Karin Schlenker-Gutbrod die Aktivitäten des Frauenkreises vor, die auf Vernetzung und Beteiligung abzielen. Der Bürgerverein mit rund 1.000 Mitgliedern betreibt einen Besuchsdienst, eine Nachbarschaftshilfe, eine Begegnungsstätte mit abwechslungsreichem Programm und ein Wohncafé in der Schöttlestraße. Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürger zur Partizipation und zum Engagement zu bewegen. Gelungene Projekte sind der “Kulturkoffer” und das Infocafé “Bürgerengagement in Degerloch”, bei dem engagementwillige Bürger Mitmachmöglichkeiten kennenlernen. Der Frauenkreis sieht sich als Ermöglicher von Bürgeraktivitäten. Wer eine gute Idee hat, darf diese einbringen, und es wird nach Möglichkeiten gesucht, wie diese umgesetzt werden können. Dazu nutzt der Frauenkreis auch seine Kontakte in den Stadtteil. Die Ergebnisse einer solchen Kooperation sind z. B. “Degerlochs Schokoladenseiten”. Diese und der obengenannte “Kulturkoffer” eignen sich sehr gut für den Projekttransfer in andere Stadtteile.

Herr Dr. Stefan Dipper informierte über die  “Degerlocher Demenzkampagne – Nachbarn unterm Fernsehturm”. Es gab Schulungen für Menschen, die mit demenziell Erkrankten beruflich zu tun haben, sowie Vorträge mit Informationen zum Thema Demenz, aber auch Projekte unter Beteiligung Demenzkranker. Ziel der Kampagne war, das Thema so in die Bürgerschaft zu tragen, was auch gelang. Das Netzwerk, das die Kampagne vorbereitete, existiert weiter und macht jährlich noch eine handvoll Veranstaltungen zum Thema. Für andere Stadtbezirke, die an einer solchen Kampagne Interesse haben, stehen die Degerlocher Organisatoren für Auskünfte zur Verfügung. Den Kontakt stellen die Stadtteilvernetzer gerne her.

Die Degerlocher Stadtteilrunde, die Frau Regina Dipper vorstellte, ist ein Gremium mit langer Tradition: 25 Jahre wird es alt und zeichnet sich durch fachbereichsübergreifende Kooperation und Themenstellungen aus. Schulen, Kitas, Frauenkreis, Feuerwehr, Seniorenrat – viele Einrichtungen machen hier mit, noch mehr sind zum Mitmachen eingeladen. Aber es wurden auch die ‘Baustellen’ der Stadtteilrunde aufgezeigt: Viele Vereine nehmen nicht regelmäßig teil, es fehlt ein Budget und manchmal wäre auch mehr professionelle Unterstützung gut. So hat die Stadtteilrunde bspw. eine Webseite, die zu pflegen aber zeitlich schwierig ist – hier wäre mehr Unterstützung z. B. durch die Stadt wünschenswert.

“Degerlochs Schokoladenseiten”, von Frau Monika Lockemann präsentiert, – das sind fair-trade Schokoladen, die im Weltladen Degerloch gehandelt werden und Banderolen tragen, die von der Bürgerschaft im Rahmen eines Wettbewerbs gestaltet wurden – haben sich als voller Erfolg erwiesen. Dieses bürgerschaftlich initiierte Projekt, das in Kooperation mit dem Degerlocher Frauenkreis, dem Degerlocher Weltladen und der Stadtteilbibliothek  umgesetzt wurde, ist als Erfolgsmodell nun auch schon nach Möhringen transferiert worden, wo die dortige “Eine-Welt-Gruppe” entsprechende “Möhringer Schokoladenseiten” verkauft.

Fazit der Kurzvorträge und der anschließenden Diskussionen an unterschiedlichen Themen-Tischen:

Die bürgerschaftliche Arbeit in den Stadtteilen muss stärker gefördert. Es werden lokale Budgets, fachliche Unterstützung, aber auch Strukturen außerhalb der offiziellen Strukturen gebraucht, die sehr niedrigschwellig sind. Schlüsselpersonen können Multiplikatoren sein und sollten eingebunden werden.

Wie geht es nun weiter? Die Stadtteilvernetzer treffen sich das nächste Mal im Februar 2014 in Heslach. Das wird dann die dritte Station auf unserer ‘Vernetzungs-Tour’ durch Stuttgart sein. Alle, die das nächste Mal als Stadtteilvernetzer dabei sein wollen, egal ob städtisch, gemeinnützig oder bürgerschaftlich, sind herzlich eingeladen. Bitte verfolgen Sie dieses Blog – hier wird der nächste Termin veröffentlicht.

Die Stadtteilvernetzer treffen sich in Degerloch

Am Dienstag, 22.10.2013, sind alle, die sich in Stuttgart mit der Stadtteilvernetzung befassen, – egal ob städtisch, gemeinnützig oder bürgerschaftlich – zu unserem zweiten Treffen herzlich eingeladen. Wir sind ab 17.15 zu Gast beim Degerlocher Frauenkreis im Helene-Pfleiderer-Haus, Große Falterstr. 6.

In vier Kurzvorträgen erhalten wir einen Überblick über Vernetzungsprojekte in Degerloch. Wir erfahren mehr über

  • die Arbeit des Degerlocher Frauenkreises e.V.
  • die Degerlocher Demenzkampagne
  • die Stadtteilrunde Degerloch
  • aktuelle Vernetzungsprojekte

Danach wollen wir  an drei unterschiedlichen Tischen, jeweils unterstützt von einem Moderator, die folgenden Themen diskutieren:

  • die Degerlocher Demenzkampagne
  • kreative Wege, um die Bürgerschaft zu erreichen
  • Vernetzung im Stadtteil – was braucht es dazu?

Im Anschluss daran beginnt der offene Vernetzungs- und Gesprächsteil unseres Treffens.

Wir verbinden mit dieser Veranstaltung und unserer Initiative die Hoffnung, dass wir Stadtteilvernetzer uns untereinander besser kennenlernen und Wissen austauschen können. Und hoffen auf den Transfer erfolgreicher Projekte in andere Stadtteile und darauf, dass – ganz niedrigschwellig – neue Beziehungen und Partnerschaften geknüpft werden.