Das Interesse für gemeinschaftliches Wohnen ist da, – gestern Abend besuchten rund 50 Bürger/innen die gleichnamige Abendveranstaltung in Möhringen, die vom Netzwerk Neue Nachbarschaften organisiert worden war. Das Publikum war überwiegend weiblich und sehr motiviert.
Im offenen Vernetzungsteil des Abends formulierten acht Teilnehmer/innen ein starkes persönliches Interesse am Thema ‘Baugemeinschaften’ und auch das städtische Grundstück, das in Möhringen für Baugemeinschaften zur Verfügung steht, stand im Fokus der Aufmerksamkeit, ebenso wie das Thema “generationenübergreifendes Wohnen”. Wir versuchen nun, aus diesen Interessenten ein Netzwerk zu bilden, das sich selbst organisiert, um im Hinblick auf gemeinschaftliches Wohnen handlungsfähig zu werden.
Welche weiteren Erkenntnisse können wir aus dieser Veranstaltung Stadtteilvernetzern in anderen Stadtbezirken weitergeben?
Die Referenten des gestrigen Abends – Herr Link vom Paritätischen Bildungswerk und eine Vertreterin der Baugemeinschaft “lichtbau” aus Holzgerlingen – zählten mehrere Aspekte auf, die notwendig sind, wenn aus einer Bauinitiative auch ein erfolgreiches Bau- und Wohnprojekt werden soll:
- Man benötigt eine aktive Kerngruppe, die ein Projekt forciert. Es gibt viele, die anfangs Interesse zeigen, aber von Dutzenden Interessierten bleibt zumeist nur eine Kerntruppe übrig, auf deren Handeln es ankommt.
- Eine Initiative, die Bauwillige zusammenführt, benötigt Ausdauer, Offenheit für neue Personen und eine gewisse Risikofreude.
- Ein Grundstück muss gefunden werden. Oftmals sind hier Kompromisse notwendig, da es den “perfekten Platz” zumeist nicht gibt. Die Finanzierung des Projekts muss sicher stehen.
- Die Baugemeinschaft in Gründung braucht eine gute professionelle Begleitung und politische und administrative Unterstützung seitens der Kommune.
- 15-30 Mitmach-Parteien sind nach den Erfahrungen der Genossenschaft “pro…gemeinsam bauen und leben e.G.” eine gute Zahl für Baugemeinschaften. Sind die Bau-Gruppen kleiner, wächst die Gefahr von internen Konflikten.
- Sozial ausgewogene Projekte sollten immer auch Mietwohnungen vorsehen, um Menschen mit weniger Einkommen ein gemeinschaftliches Wohnen zu ermöglichen.
Gemeinschaftliches Wohnen eröffnet auch jenen neue Perspektiven, die einen erhöhten Unterstützungsbedarf haben, seien es Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderungen und Menschen in schwieriger sozialer Lage.
Herr Link stellte die These auf, dass zukünftig immer mehr Menschen das gemeinschaftliche Wohnen wählen werden, er geht von einem 10%igen Bevölkerungsanteil aus. Jedenfalls bietet das gemeinschaftliche Wohnen die Chance, Hilfsnetzwerke unter den Bewohnern aufzubauen. Entsprechende Hilfsnetzwerke, ob ambulant oder im Rahmen eines Wohnprojekts, werden durch den demografischen Wandel verstärkt notwendig werden.