“Inklusive Netzwerke im Quartier aufbauen – wie geht das?” Diese Frage diskutierten wir Stadtteilvernetzer bei unserem Treffen am 29.9.2015 im Gemeindepsychiatrischen Zentrum (GpZ) in Vaihingen.
Frau Schweizer vom GpZ Birkach und Frau Claaßen vom GpZ Vaihingen stellten das Inklusionsprojekt auf den Stuttgarter Fildern im Bereich Freizeit vor, das von der Gemeinschaft aus GpZ Birkach/GpZ Vaihingen/bhz Suttgart e.V./Turnverein Plieningen, evangelische Kirchengemeinde Plieningen-Hohenheim und den zuständigen Bezirksverwaltungen getragen wird. Mitfinanziert wird es von der Aktion Mensch.
Das Besondere am Projekt ist: Hier kooperieren Organisationen für psychisch kranke Menschen und solche für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen miteinander. Das Projekt fokussiert auf den Sozialraum. Hier sollen Netzwerke mit Bürgern, gemeinnützigen Organisationen, Kirchen und der örtlichen Bezirksverwaltung sowie den Menschen mit Behinderungen bzw. psychischen Erkrankungen aufgebaut werden. Jeder, der interessiert ist, kann mitmachen. Die inklusiven Netzwerke werden in folgenden Stadtbezirken bzw. Stadtteilen angestrebt: Vaihingen, Möhringen, Sillenbuch/Heumaden/Riedenberg, Degerloch, Birkach/Plieningen. In jedem dieser fünf Bezirke soll eine Projektgruppe gebildet werden und Untergruppen für die unterschiedlichen Aktivitäten. Für das gesamte Projekt ist auch ein Projektbeirat gegründet worden mit Vertretern aus Politik und Verwaltung. Dieser Kontakt zum politisch-administrativen System ist sehr wichtig.
Das Projekt setzt auf Partizipation: Nicht Dinge für Behinderte bzw. Menschen mit psychischer Erkrankung machen, sondern gemeinsam mit ihnen. Die Projektziele sind:
- Begegnungsmöglichkeiten zwischen Menschen mit und ohne Behinderung bzw. psychischer Erkrankung schaffen
- Teilhabemöglichkeiten schaffen
- Öffentlichkeitsarbeit
- Beteiligung umsetzen.
Die Aktivitäten in den Bezirken laufen gut an, wenn auch das Feedback nicht überall gleich ist. In jedem Bezirk wird als erstes das Gespräch mit dem/der Ortsvorsteher/in gesucht, es werden alle Vereine angeschrieben und zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Es geht darum, die Vereine zu sensibilisieren und zu öffnen für Menschen mit Behinderungen bzw. in den Vereinen ehrenamtliche “Paten” zu suchen, die Interessierte in den Verein begleiten und unterstützen. Wichtiger als alle Briefe an potenzielle Mitstreiter ist aber die persönliche Ansprache von Vereinen und Bürgern: Speziell im persönlichen Gespräch kann man Menschen zum Mitmachen bei den inklusiven Netzwerken bewegen.
Viele Menschen mit Behinderungen und psychischer Erkrankung sind an Sport interessiert, so dass die Einbindung von Sportvereinen in das Projekt sehr wichtig ist. In Sillenbuch wurde jüngst ein inklusiver Stadtspaziergang veranstaltet, da ein Marathon für viele nicht möglich ist. In Möhringen/Vaihingen soll eine Tischtennisgruppe aufgebaut werden. Wie erwähnt, werden die Angebote nicht für Behinderte von den Projektmitarbeitern ausgearbeitet, sondern sind abhängig von den Wünschen der Menschen mit Behinderungen und deren eigenem Engagement. Demzufolge braucht das Projekt Zeit, weil Teilhabe und die Öffnung nach außen hin, das Mut-fassen, das Sich-aufeinander-einlassen viel Zeit brauchen und nur in kleinen Schritten vor sich gehen. Hier muss das Denken in Zahlen und Effizienz hinten anstehen.
Bei Fragen zum Projekt darf man sich gerne an die Referentinnen wenden. Es soll auch eine Webseite aufgebaut werden, die dann Infos zum Projekt präsentiert.
Ein Dankeschön geht an das GpZ Vaihingen, das unser Gastgeber war. Das GpZ Vaihingen bietet einen Sozialpsychiatrischen Dienst, einen Gerontopsychiatrischen Beratungsdienst, ambulantes Betreutes Wohnen für psychisch Kranke, Betreutes Wohnen in Familien und hat eine Tagesstätte mit vielen Angeboten für Menschen mit psychischer Erkrankung. Gearbeitet wird auf der Basis des “Recovery”-Ansatzes – einem Konzept, das aus der Betroffenenbewegung stammt.
Zum Schluss ein Dankeschön an alle, die beim Treffen der Stadtteilvernetzer dabei waren und sich eingebracht haben!